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Studienfahrt Süddeutschland – Ein Teilnehmerbericht

Wie arbeiten eigentlich die bayerischen reggio inspirierten Kindertagesstätten?

 … dass wollten mit mir noch weitere 17 Teilnehmer der Studienfahrt am 16. und 17. Juni 2016 genau wissen.

Nachdem alle Teilnehmer am frühen Nachmittag am Passauer Hauptbahnhof in den abfahrbereiten Kleinbus voller Neugier auf die kommenden Stunden eingestiegen waren, ging die Fahrt mit Prof. Dr. Tassilo Knauf in Richtung Büchelberg los.

Nach ca. 20 Minuten Fahrt durch Passau und der wunderschönen hügeligen, mit viel Wald bedeckten Landschaft, gelangten wir in der Kita St. Anna an. Die Kollegen, zwei erfahrene, reggio infizierte Pädagogen erwarteten uns bereits mit Erfrischungen und einem kleinen Kaffeebuffet.

Frau Veronika Bauer und ihre Kollegin erklärten, dass sie mit der Orientierung zur reggio inspirierten Kultur des Lernens bereits seit über 20 Jahren im Haus arbeiten.

Es sind die kleinen Dinge, die in diesem Haus dem Betrachter ins Auge fallen. Die Wanddokumentationsformen, die immer wieder variieren und dadurch außergewöhnlich viele Facetten des Kindes wiederspiegeln.

Die Uhren, die den Tagesrhythmus der Kinder erklären und dem Betrachter Einblick geben, wie sich ein Tag in der Einrichtung strukturiert.

Musikzimmer und Bauwerkstatt stellen umfangreiches und außergewöhnliches Material und Raumgestaltung vor.

In der neu angebauten Krippe kommen moderne und zeitgemäße Veränderungen zu dem sehr atmosphärischen Altbau – Kindergarten- hinzu. Man findet die kleinsten Öffnungen, die Einblick in die Materie des Hauses gewähren und viel Platz um sich zu entwickeln. Die Rollenspielwerkstatt, das Atelier und die Bauecke sind bereits für die Krippenkinder sehr umfangreich und auf das Entwicklungsniveau der Kinder ausgerichtet.

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch das Haus konnten wir Teilnehmer noch viele Fragen an die Kollegen richten und uns intensiv über die Vergangenheit und die Zukunft des Hauses austauschen.

Nach diesem Einstieg in die niederbayerische Kultur zog es uns zu mehr kulturellen Erfahrungen hin. Prof. Dr. Knauf als Reiseführer mit seinem exzellenten Wissen über die Stadt Passau führte uns mit einer kleinen Bootstour auf den drei Flüssen rund um Passau um die Stadt herum. In einem anschließenden kleinen Rundgang durch die Altstadt durften wir dann auch Zeugen einer Generalprobe eines klassischen Konzertes, welches am Abend im Dom stattfand, werden. Beim gemeinsamen Abendessen in der Heilig Geist Stiftsschenke wurden viele Neuigkeiten ausgetauscht. Fast alle Teilnehmer kamen aus dem Norden Deutschlands um sich im Süden die Praxis anzusehen. Außer der Vorsitzenden Monika Seyrl, vom Forum Reggio-Pädagogik Österreich und mir der einzigen bayerischen Teilnehmerin aus dem nördlichen Franken. Aber auch Marion Tielemann aus Hamburg als Landesverbandsvorsitzende Nord und Brigitte Blank, Vorstandsmitglied des Landesverbandes Süd waren mit dabei.

Nach einer guten Nacht ging es nach dem Frühstück zu zwei weiteren Einrichtungen.

Am frühen Vormittag erreichten wir das Haus für Kinder Peter und Paul in Aicha vorm Wald. Diese Einrichtung empfing uns trotz laufenden Betriebes, so als wäre das eine ganz natürliche und alltägliche Situation. Die Kinder forschten und spielten, zeigten uns die Räumlichkeiten und ihre Forschungsergebnisse. Die pädagogischen Mitarbeiter ließen sich nicht stören und waren trotz ihrer Arbeit am Kind gerne bereit Auskunft zu geben. Nicole Gassner, die Einrichtungsleitung tauschte sich mit uns in ihrer Muttersprache „bayerisch“ auf herzliche Art und Weise aus. Sie legt großen Wert auf den kulturellen Hintergrund der Einrichtung und dazu gehört natürlicherweise das Bayerische. In allen Räumen sieht man die reggio inspirierte Kultur des Lernens aufkeimen und gedeihen. Laut Aussage von Frau Gassner ist die Einrichtung erst knapp zwei Jahre in dieser Richtung unterwegs.

Dokumentation und klare Raumstrukturen mit Funktionsbereichen zeigen die Orientierung des Hauses in der offenen Arbeit am Kind.

Nach dieser tollen Hospitationsmöglichkeit ging es nach dem Mittagessen weiter zu der dritten und letzten Kindertagesstätte unserer Bildungsreise. Die Einrichtungsleitung Petra Stögbauer öffnete uns die Türen zu dem Kindergarten Dorf St. Leonhard in Neureichenau. Ein Neubau mit vielen architektonischen Besonderheiten und einem wirklich ausgeklügelten Raumkonzept. Besonders fasziniert haben mich die vielen unterschiedlichen Materialien, die in einem harmonischen Raumkonzept zusammengefasst wurden. Farben, Materialien und Raumebenen wurden bewusst eingesetzt um unterschiedliche Raumempfindungen zu erzeugen. Funktionalitäten waren den Räumen eindeutig zugewiesen und jeder Besucher hatte das Gefühl in unterschiedliche Welten eintreten zu dürfen. Besonders hervorzuheben sind die vielen Varianten der prozessbegleitenden Wanddokumentationen zu den derzeit laufenden Projekten der Kinder. Vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Altersgruppen und definierten Forschungsbereichen.

So zogen wir dann alle voll mit Eindrücken wieder in Richtung Heimat von dannen. Zurück blieben Spuren auch von uns und unserem Besuch in den Einrichtungen. Prof. Dr. Knauf bedankte sich bei allen Einrichtungen mit verschiedenen kleinen Publikationen, die als Geschenk gerne angenommen wurden.

Wir als Teilnehmer haben uns zu bedanken für die Gastfreundschaft, die Offenheit und den guten pädagogischen Austausch.

Aber auch Prof. Dr. Tassilo Knauf und Brigitte Blank, als den Reisebegleitungen und Organisatoren dieser Studienfahrt ein herzliches Dankeschön, für die schönen und nachhaltigen Eindrücke.

So verabschiede ich mich aus Bayern mit einigen Bildimpressionen aus den besuchten Einrichtungen.

Herzlichst

Sabine Brehm

Vorstandsmitglied Dialog Reggio e.V.